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Stille Nacht
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Die Entstehung von "Stille Nacht" ...  und was vergessen ging ...

Die Nachbargemeinde, in deren Kirche der Arnsdorfer Lehrer Franz Xaver Gruber (1787-1863) aushilfsweise die Orgel spielte, verfügte über keine grossen finanziellen Mittel, und das Instrument bedurfte der Reparatur. Er besass zum Glück noch eine Gitarre. Für den bevorstehenden Heiligen Abend des Jahres 1818 hatte zudem noch ein Lied gefehlt. Sein Freund, der Hilfsprediger Joseph Mohr (1792-1848), griff auf einen zwei Jahre zuvor in Mariapfarr ausgedachten Text zurück, zu dem Gruber nun in Eile eine Melodie komponierte. So kam es dazu, dass die beiden Männer der Gemeinde von Oberndorf in der Nähe Salzburgs schliesslich das Lied "Stille Nacht" präsentierten, und niemand von den Anwesenden hätte damals geahnt, dass es einst zum beliebtesten Weihnachtslied im deutschen Sprachraum werden sollte.
Einige Jahre später nämlich war das Geld beieinander, sodass die Orgel repariert werden konnte. Der Orgelbauer, der dazu nach Oberndorf kam, gab das Lied in seiner tirolischen Heimat den Geschwistern Strasser, welche als Handschuhmacher und Volksmusikanten durch das Land zogen. Das neue Lied wanderte über Leipzig nach Berlin, wo es sich kein geringerer als der König von seinem Staats- und Domchor alljährlich vorsingen liess. Es wurde bekannt und gehörte bald auch unverzichtbar zur Weihnacht der neuen bürgerlichen Gesellschaft.
Allerdings erfuhr das Lied eine Verkürzung, die es harmloser erscheinen lässt als gedacht. Joseph Moor hatte ursprünglich sechs und nicht nur drei Strophen gedichtet. Sie bringen den Sinn von der Geburt Christi kerniger und voller rüber und stimmen nachdenklicher:

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh’,
schlaf in himmlischer Ruh’!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb’ aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund’,
Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.

Stille Nacht! Heilige Nacht,
die der Welt Heil gebracht;
aus des Himmels goldenen Höhn,
uns der Gnade Fülle lässt sehn:
Jesum in Menschengestalt,
Jesum in Menschengestalt.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut’ alle Macht
väterlicher Liebe ergoss
und als Bruder huldvoll umschloss
Jesus die Völker der Welt,
Jesus die Völker der Welt.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
als der Herr, vom Grimme befreit,
in der Väter urgrauer Zeit
aller Welt Schonung verhiess,
aller Welt Schonung verhiess.

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht.
Durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah:
"Christ, der Retter ist da,
Christ, der Retter ist da!"

Gesungen werden nur noch die erste, die letzte und die zweite Strophe. Die anderen drei Strophen sind nicht mehr bekannt. Sie aber gerade künden vom Herrn, der aller Welt Schonung verhiess, und von Jesus, der als Bruder die Völker der Welt huldvoll umschloss. Wenn das in letzter Konsequenz durchgedacht wird, ist es eine starke Botschaft, die damals von zwei Menschenherzen in Oberndorf in der Not begriffen und so gestaltet wurde, dass sie weiter getragen werden kann.


last update: 10.04.2015